03.04.2018

Verlosung: 2×2 Tickets für Sonic Fiction mit Ben Frost und Jenny Hval

Für die Konzertreihe Sonic Fiction im Zürcher Schauspielhaus spannt die Schweizer Musik-Plattform Norient mit dem Rewire Festival zusammen. Am ersten Abend vom 21. April spielen Ben Frost und Jenny Hval – wir verlosen dafür 2×2 Tickets.

Auf der Suche nach neuen musikalischen Befindlichkeiten drängte Kodwo Eshun vor zwanzig Jahren darauf, den Musikjournalismus und seine Sprache hinter sich zu lassen. Es gelte, so Eshun in seinem nachhaltig weiterwirkenden, posthumanistischen Manifest More Brilliant than the Sun – Adventures in Sonic Fiction, nicht länger Essenzen und Seelen zu finden und zu verteidigen, sondern sich den Frequenzen auszuliefern um vom Zensor zum Sensor zu werden. «Sei bereit», so rief er seine Leser*In auf, «alles, was du über die Geschichte der Musik weisst, einzulösen für einen einzigen, flüchtigen Blick in deren Zukunft». Entsprechende Vorzeichen fand Eshun in den Anti-Traditionen und Erzählungen der schwarzen Diaspora und ihrem Sound – in der «Sonic Fiction» des Maschinen-getriebenen Afrofuturismus am Ende des 20. Jahrhundert. Auf eben diesen Begriff rekurriert die gemeinsam mit dem holländischen Rewire-Festivals gestartete Konzertreihe Sonic Fiction des Schweizer Musikforschungsnetzwerks Norient.

2002 vom Berner Musikethnologen Thomas Burkhalter gegründet, folgt die Plattform Eshun’s Credo bereits seit Jahren und versucht, seismografisch unerhörter Musik und neuen Klangformen nachzuspüren. Diese sollen nun auch am Zürcher Schauspielhaus zu hören sein: Am 21. April startet die bislang auf drei Abende ausgelegte Reihe auf der Theaterbühne. Zu Gast für die Premiere ist einerseits die Norwegerin Jenny Hval, die mit dem 2016 auf Sacred Bones erschienen Blood Bitch sowie bereits mit dem Vorgängeralbum Apocalypse, Girl (ebenfalls Sacred Bones, 2015) feministischen Pop jenseits der Komfortzone vorgelegt hat. Ben Frost andererseits hat sich mit seinem aus dem berühmten Gedicht The Second Coming von William Butler Yeats zitierenden Album The Centre Cannot Hold (Mute, 2017) mehr oder weniger unfreiwillig zum Gegenwartsanalysten ernannt. Es war eigentlich als Experiment gedacht, um zu sehen was geschieht, wenn der Künstler die Kontrolle über den Aufnahmeprozess seiner Musik weitgehend abgibt — in dem Fall konkret an den Produzenten Steve Albini (genau – this guy).

Nun scheint der Albumtitel nach dem globalen Siegeszug des Populismus das Werk jedoch eher zur düsteren Prognose zu machen. Der Zusammenbruch der gesellschaftspolitischen Mitte hat der indische Schriftsteller und Essayist Pankraj Mishra in seinem vor kurzem auch auf deutsch erschienenen Buch und in aller Kürze in der heutigen NZZ auch bereits ausformuliert: «Ich sehe absolut keinen Fortschritt in Richtung liberale Demokratie. Nirgendwo. Und ich habe auch für die Zukunft keine Hoffnung. Liberale Demokratien sind sehr fragile Konstruktionen, die im Verlauf der Geschichte nur in wenigen Phasen und in ein paar einzelnen Ländern funktioniert haben.» All That You Love Will be Eviscerated heisst folgerichtig die soeben auch bei Mute erschienene, neue EP von Ben Frost.

Es gibt also sicherlich Gründe genug für eine Konzertreihe mit zeitgenössischen Musiker*Innen, die – «gleichzeitig provokativ und virtuos», wie es in der Presseankündigung heisst – politische Themen debattieren. Wir verlosen an dieser Stelle 2×2 Tickets für den 21. April 2018 – dafür einfach untenstehendes Formular ausfüllen. Die Gewinner*Innen werden in den nächsten Tagen benachrichtigt – die Karten werden an der Abendkasse hinterlegt. Viel Glück!

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    P.S.: Verso Books hat für Oktober 2018 eine Wiederveröffentlichung von More Brilliant than the Sun angekündigt – mit einem Vorwort von Steve Goodman.