Im dritten Spielfilm der Star Wars Saga «Die Rückkehr der Jedi-Ritter» grunzt Jabba the Hutt «Boshuda!» in Richtung des Droiden R2D2 um ihn anzuweisen ein Hologramm Luke Skywalkers abzuspielen. Dieser in unzähligen Film-Foren diskutierte Ausruf wurde zur Grundlage des Künstlernamens Broshuda, den sich der Kasseler Kunsthochschüler und Grafiker Florian Koch für seine Musik-Produktionen zulegte.
Rückblickend muss ich sagen, dass unser erster Kontakt auch wie zwischen zwei Hologrammen war: Einer Bestellung auf der Bandcamp-Seite meines Labels Travel By Goods folgte eine Freundschaftsanfrage bei Facebook. In einer später verschickten Nachricht, gab mir der Bro den Hinweis, dass bald eine Split-Kassette mit dem britischen Tape-Manipulator Joane Skyler veröffentlicht wird, mit dem ich im Jahr zuvor zusammengearbeitet hatte. Hätte Koch nicht ein paar Monate später die Musik für ein Theater-Projekt im Hamburger Kunstverein gemacht und mich gefragt, ob er vielleicht bei mir schlafen kann, wir hätten uns wohl nie getroffen und der einzige Kontakt wäre ein schriftlicher geblieben. Im Fenster des Facebook-Messengers.
So erinnere ich seine Stimme in Klarform und habe ein Gesicht vor Augen, das nicht transparent ist, wenn ich sein neues gerade bei Sonic Router unter dem besagten Namen Broshuda erschienenes Album Outlines höre. Anyway: Es hätte auch anders kommen können – denn der Ort ist für Broshudas Produktionen unerheblich. Diese Tatsache brachte mir den Neologismus «Digital Native Folk» in den Sinn, um mir selbst eine Kategorie zur Einordnung zu geben – der Begriff «Designer Music», der ebenfalls hätte passend sein können, ist ja leider seit 20 Jahren durch Carl Craigs tribalistisches Edit-Projekt besetzt.
Anders als zum Beispiel der blutjunge Bedroom-Producer Gerry Read, der aus seiner selbstgewählten Suffolker Eremitage rohe, an Theo Parrish erinnernde House-Entwürfe in die Welt schickt, produziert Broshuda in der unspektakulären Mitte Deutschlands mit feinem Strich gezeichneten Neo-Grime, der keine Anbindung an Szenen will und braucht. Wie gut gestaltete Plakate für Veranstaltungen, die niemals stattfinden werden, lassen einige Stücke den Atem anhalten, wenn man wie beim titelgebenden «Outlines» erfährt, dass es schon viele Jahre auf einer Festplatte lag. (Das Video zu besagtem Track feiert unten Premiere!)
Das Fehlen des Genius Loci begeistert bei Skits wie «Decoy Unit» und lässt in Titeln wie «I Never Had A Sega» das zu spät geborenen Sein als Chance erscheinen. Abgeschlossen wird die Compilation von einer Zusammenarbeit mit seinem Label-Mate B£AMS und der Schweizer Legende Dimlite. Eine 1 Minute und 18 Sekunden lange File Exchange Oper, die passender nicht sein könnte.
Break on through to the other side, Broshuda – wir sehen uns in London!