Nur wenige Musiker und Produzentinnen versuchen zurzeit so konsequent abstrakte Inhalte und Politik mit Tanzmusik zu verbinden wie Selwa Abd aka Bergsonist. Fernab von oberflächlicher Lo-Fi Ästhetik oder simplem White Label Schick versucht die New Yorkerin immer wieder einen Kontext für ihre sehr direkten, ungeschliffenen und von Intuition geleiteten[1] Produktionen zu schaffen. Was zuerst klingt wie ein nachträgliches Überstülpen auf bestehendes Material, erfolgt zumindest bei der Solyaris EP um einiges bewusster und mit höherer Dringlichkeit: Abds neuste Platte handelt von der ständigen Angst als Migrantin in der USA erfolgreich zu sein, insbesondere im (Hoch-)schul-Kontext.
Das letzte Stück der Platte, ironisch «Fidel Gastro» betitelt, fokussiert auf den Körper und eine unangenehme Erfahrung mit einer Magenverstimmung. Für das Video zum Stück hat Abd 3D-Grafiken von verschiedenen Eingeweiden angefertigt die anschliessend von Greg Zifcak mit obsoletem Übertragungsequipment live prozessiert wurden. Im Verlauf des Videos gerät man so immer tiefer in einen abstrakten Körper, während gefilterte Piano Akkorde sich in einem Delay Effekt auflösen und der Beat selbst immer physischer wird.
Die EP Solyaris von Bergsonist ist bei Where To Now? erschienen und ab sofort erhältlich.
PS: Abd betreibt auch die Plattform Bizaarbazaar, ein ‘Forschungsstudio für einzigartig resonante Ästhetik’ wo Interviews und Mixes veröffentlicht werden. In der Begleitpublikation zum Sampler BIZAARBAZAAR #01 ist auch ein Interview mit Ekman zu finden, das zuerst in zweikommasieben#14 abgedruckt worden.
[1] Siehe auch die Interviews mit Bergsonist bei Inverted Audio und Altas Electronic.
[2] Siehe auch Abds neues, ‘visuell deleuzianisches’ Projekt 3dbergsonist.