Seit den Achtzigern veröffentlicht der in Frankfurt und Berlin lebende Musiker James Dean Brown Musik – und dies immer wieder auch auf Kassette. Dass er für die ersten Veröffentlichungen von Hypnobeat in den Achtzigern dieses Medium wählte, geschah unter anderem aus Kostengründen. «Mein Lieblingsformat war, ist und bleibt Vinyl, aber eine Schallplatten-Veröffentlichung war damals nicht ganz billig, also war es naheliegend, für Hypnobeat das günstigere Kassetten-Format zu wählen. Es war aber nicht nur die erschwinglichste, sondern auch die schnellste Methode, Musik zu veröffentlichen. Das Kopieren konnte man selbst besorgen. Es gab zwar auch Kopierservices, allerdings musste man hier mit Qualitätsverlust rechnen, da auf hoher Geschwindigkeit kopiert wurde. Heute bin ich froh, dass im Zuge der Wiederentdeckung auch der obskursten Musik aus den Achtzigern Vinyl-Reissues von Hypnobeat-Tracks angefragt und auch realisiert werden, unter anderem von Dark Entries und Serendip.»
https://www.youtube.com/watch?v=QyuMVMa7mkM
Veröffentlichungen seines Mitte der Neunziger gegründeten Projekts Narcotic Syntax hingegen erschienen ausschliesslich auf Vinyl über Perlon, WIR und Prospector. Von Hypnobeat werden über Bandcamp auch digitale Formate angeboten – nur CD-Releases findet man nicht. «Ich finde dieses Format aufgrund der Kleinteiligkeit und der kurzen Haltbarkeit weniger attraktiv, deswegen wird es keine Releases auf diesem Medium geben.» Nicht nur die lange Haltbarkeit des Formats und die hervorragende Sound-Qualität, die eine Kassette haben kann, schätzt James Dean Brown, es sind vor allem der Lo-Fi-Charme und der Umstand, dass Kassetten-Veröffentlichungen, wie auch so manches Vinyl-Release, als Gesamtes gesehen werden können, wie er schon damals mit dem Aufkommen der Kassetten-Labels- und Mailorder feststellen konnte.
«Der damalige DIY-Gedanke, der auch die ganze Mail Art-Szene antrieb (also Kunst per Post) hat eine grosse kreative Energie freigesetzt, die sich nebst Inserts in immer neuen, überraschenden Kassetten-Verpackungen äusserte – zum Beispiel Kartonkonstruktionen, Blechboxen, Holz, Keramik, Schwamm oder Polaroids. Bei diesen Schmuckstücken war die Musik manchmal fast schon Nebensache, man konnte Verpackung und Inhalt als Gesamtkunstwerk wertschätzen.» Diesen Anspruch an die Veröffentlichung führt Mmodemm in James Dean Browns Augen nicht nur fort, er sieht noch andere Parallelen zwischen der Tape-Szene der Anfangstage und dem Frankfurter (Tape-)Label. «Ihr Aktionismus, das Improvisationstalent und die Freude am Experiment erinnern mich an die Energie vieler Musikerinnen und Künstler der Achtziger, sodass ich michbei ihren Veranstaltungen gleich heimisch gefühlt habe.»
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Dark Entries und Serendip veröffentlichten im September 2017 ein retrospektives Doppel-Album von Hypnobeat auf Vinyl, zwei weitere Vinyl-Alben und ein Mini-Album werden folgen. Auf Mmodemm erschien Hypnobeats «A Brief Introduction to Acid Kobalt Pneumatics» im Rahmen der Compilation MDM B (2015). Mehr zu James Dean Brown (inkl. Downloads) gibt es auf Soundcloud und im Internet.
Mehr zur Veranstaltung zweikommasieben x Mmodemm vom 22. Dezember mit Nika Son (live), FM Aether (Tape-DJ-Set), Carl Simon und Jolly gibt es auf Facebook.
Dieses Kurzinterview führte Kevin Goonewardena im Rahmen seiner Recherchen für sein Portrait über Mmodemm, das in der 17. Ausgabe von zweikommasieben veröffentlicht wurde.