30.11.2013 von Jamal Al Badri

Deetron – 16:28 Uhr, Interview via E-Mail

Als Deetron vor einer Weile in der Schüür spielte, waren wir – zuerst mit Fragen, später natürlich auch mit Tanzbeinen ausgestattet – vor Ort. Das damals entstandene Interview erschien in der fünften Ausgabe unseres Magazins.

Nun veröffentlichte der Berner ein neues Album namens Music Over Matter auf seiner Homebase Music Man Records. Grund genug für uns um kurz nachzufragen, was sich seit dem Gespräch in der Schüür getan hat und was grad noch ansteht.

Sam fand zwischen dem Abmischen von Remixen, Album-PR und dem Aufnehmen eines grossartigen XLR8R-Podcasts Zeit um unsere Fragen zu beantworten.

Ein Grossteil der Tracks auf Music Over Matter werden als Kollaborationen ausgewiesen. Arbeitest du nicht (mehr) gerne alleine?

Ich arbeite durchaus immer noch gerne alleine aber da ich mich mit dem Album auf vocal-lastige Tracks konzentrieren wollte, musste ich mich wohl oder übel auf die Mitarbeit von Freunden und Gästen verlassen. Das Singen ist nicht gerade mein grösstes Talent…

Wie kamen diese Kollaborationen zustande?

Die meisten der Künstler kannte ich bereits aufgrund früherer Kooperationen oder Remixen. Bei einigen Ausnahmen, wie zum Beispiel Cooly G, Delv!s oder George Maple, habe ich einfach angefragt, da mir ihre Musik und Stimmen sehr gefallen.

Die auf dem Album vertretenen Künstler haben ziemlich unterschiedliche Hintergründe. Beispielsweise ist zu Beginn Cooly G zu hören – und später dann Fritz Kalkbrenner. Diese beiden Künstler auf einer Platte zu sehen überrascht… Wie siehst du das?

Ich sehe das nicht unbedingt so, da ich alle Musik eigentlich ohne Vorurteile und Genre-Denken höre. Aber ich kann schon verstehen, dass man aufgrund der doch sehr unterschiedlichen Karrieren dieser beiden Künstler aufhorcht. Ich denke aber, dass dieser Überraschungseffekt auch etwas Positives sein kann.

Im Interview neulich in der Schüür haben wir über britische Bass-Musik gesprochen. Dieser Einfluss ist auf dem Album klar zu hören. Siehst du die LP als Beitrag zu dieser Szene? Oder als Aussenperspektive auf jene? Oder als etwas völlig Losgelöstes?

Über die letzten paar Jahre kamen wirklich sehr viele gute Impulse aus dieser Szene und dies brachte auch frischen Wind in die House- und Techno-Produktionen. Allerdings muss ich sagen, dass ich dem momentanen UK-House-Hype skeptisch gegenüberstehe, da der Markt total überflutet wird. Es gibt aber trotzdem immer noch unglaublich gute Sachen aus dem UK, wie zum Beispiel von Lone, Boddika, Paul Woolford und Space Dimension Controller – um nur einige wenige zu nennen.

Du meintest auch, du würdest dir viel englischen Pop anhören. Das Album kann als Pop-Album gelesen werden. Ist das Absicht? Oder anders: Produzierst du heutzutage bewusst poppiger? Vielleicht um ein grösseres Publikum zu bedienen?

Publikumsorientierte Absichten habe ich nie wenn ich im Studio sitze. Allerdings war ich sicherlich von den Sachen beeinflusst, die ich oft höre. Ich habe ja schon über die letzten Jahre sehr oft Remixe für unter anderem auch pop-orientierte Stücke gemacht und ich wollte die Kombination von traditionellen Songstrukturen mit meiner eher Techno-beeinflussten Produktionsweise für den Dancefloor vorantreiben und perfektionieren.

Nichtsdestotrotz ist Acid auf Music Over Matter noch immer ein Thema. Wird sich das bei dir jemals ändern?

Wohl kaum. Ich denke nicht, dass ich mich von meinen geliebten Moogs und Rolands trennen werde. Diese Art der Basslines wird wohl bewusst oder unbewusst immer in meine Musik einfliessen.

Und was steht als Nächstes an?

Ich habe gerade Remixes für Paul Woolfords Untitled sowie Glassers Shape fertiggestellt, danach setze ich mich an eine Bearbeitung der neuen Hercules-and-Love-Affair-Single und eines unglaublich guten neuen Tracks von Ripperton unter seinem Headless Ghost-Alias.


Deetron spielt am 11.1.2014 neben Echo 106, Cio und Ink! an der dritten Ausgabe von BOLD im Komplex Klub in Züri.