13.12.2014 von Marc Schwegler

Acéphale #3 — Mix und Interview mit Cameron Deas

Cam Deas hat einen spannenden Werdegang hinter sich. Als begabter Gitarrist begann er seine Karriere, bis die Songs immer länger, die Arrangements immer komplexer und seine Folk-Interpretationen immer dekonstruktiver wurden. Er begann die Gitarre mit Bogen und Fäusten zu bearbeiten – bis er sie nur noch benutzte, um damit einen modularen Synthesizer zu triggern und der eigentliche Klang der Gitarre völlig verschwand. Für die momentane Tour machte der Künstler auch einen Stopp im Basler Kunstraum Oslo 10. Bereits vor seinem Auftritt stellte der Künstler wie bereits Rainer Veil und Pete Swansonvor ihm, für die dritte Ausgabe der ebenfalls dort stattfindenden Acéphale-Reihe einen Mix zusammen.

Marc Schwegler hat den Künstler zudem für ein Kurzinterview vor dem Konzert getroffen.

Marc Schwegler Demnächst erscheint bei Luke Youngers Label Alter, das im Zentrum der dritten Acéphale-Ausgabe stand, neue Musik von dir. Um was handelt es sich dabei?

Cam Deas Es ist eigentlich recht ähnlich wie das, was ich im Moment live performe. Die Idee war, Musique Concrète live zu machen. Die einzige Klangquelle auf dem Release ist eine Zwölf-Saiten Gitarre – gesampelt oder gespielt. Diese wird über Synthesizer-Patches prozessiert wobei die Gitarre die Rolle des Oszillators übernimmt. Der Klang wird verändert und moduliert bis zu dem Punkt, wo man eigentlich nicht mehr merkt, dass es Gitarren-Klänge sind.

MS Was machst du sonst gerade?

CD Nicht viel. Ich arbeite ein paar Tage die Woche in einem Aufnahmestudio. Das ist ein soziales Projekt, eine Art Jugendinitiative, die versucht, junge Leute für Performing Arts zu begeistern. Ich arbeite da als Toningenieur und nehme jede Menge Bands und Rapper auf. Finanziert wird das Ganze aus einem Mix von öffentlichem und privatem Geld. Das Ganze ist auch an eine grosse Venue angeschlossen, von der viel Geld in dieses Studio fliesst.

MS Was kannst du uns über deinen Mix erzählen, den du für den Abend zusammengestellt hast?

CD Hm, ich weiss nicht. Ich habe einfach Platten rausgesucht, die mir für einen Alter-Abend passend erschienen.

 

Acéphale #3: Helm (UK), Basic House (UK), Damien Dubrovnik (DK), Intro: Cameron Deas

Die Acéphale-Reihe, gemeinsam lanciert von der Basler Konzertreihe Klappfon, dem Magazin zweikommasieben und dem Veranstalter-Kollektiv ACC_ESS, findet unregelmässig statt, bisher jeweils im Kunst- und Produktionsraum Oslo 10. Sie fühlt sich dem transgressiven Potential der gleichnamigen Gruppe um Georges Bataille und Pierre Klossoswki während der Dreissiger Jahre verbunden: Angesichts des in Europa aufziehenden Faschismus versuchte diese, das Sakrale in actu zu erkunden und neue Lebensregeln und Rituale zu etablieren. Die dritte Ausgabe der Reihe präsentierte eine Reihe von Künstlern, die auf dem Londoner Label Alter veröffentlicht haben.

Von Luke Younger 2010 gegründet, vereint Alter allerlei abenteuerlustige Musik und die entsprechenden Protagonisten – darunter Élg und Opera Mort, Hieroglyphic Being und Bass Clef. Younger selbst, mit Steven Warwick alias Heatsick Teil des Duos Birds Of Delay, hat mehrfach auf Alter Musik veröffentlicht. Sein Soloprojekt Helm vereint Einflüsse aus Musique Concrète und Industrial, kombiniert Klänge aus akustischen Quellen mit Maschinellem und versetzt flächige Drones mit perkussiven Elementen.

Stephen Bishop, Mastermind des vielgerühmten Labels Opal Tapes, situiert sich mit Basic House zwischen Elektroakustik, Drone und Klubmusik. Das klingt laut Eigenbeschrieb in einem Interview dann so, als würde man high die Schnipsel und Überbleibsel der Musik vom Dancefloor auf der Toilette des Klubs hören, wo sich die Klänge mit Gesprächsfetzen, Geräuschen von Sex, Drogenkonsum, Spülung und Handtrockner vermischen. Auf Alter erschienen ist 2013 die LP Oats.

Das Duo Damien Dubrovnik aus Kopenhagen besteht aus Loke Rahbek und Christian Stadsgaard. Beide spielen in verschiedenen anderen Bands – Rahbek unter anderem bei Lust For Youth, Stadsgaard ist Teil von Angry Ayrans, Opec und gemeinsam mit Rahbek auch bei Severe Photography. Die beiden betreiben gemeinsam das Label Posh Isolation, das Industrial-Kontinuen weitertreibt und hinterfragt. Damien Dubrovnik bewegt sich in ähnlichen Gefilden – nach der Debüt-LP First Burning Attraction erschien unlängst nun auch die EP Patterns of Penetration bei Alter.

Den Einstieg in den Abend in der Form eines vorbereiteten Mixes übernahm der englische Performer und Komponist Cameron Deas, dessen nächstes Release demnächst auf Alter erscheint. Zusätzlich stellte Marc Zendrini zu Beginn kurz das wunderbare Lausanne Underground Film Festival LUFF vor.

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