Das Balance Club / Culture Festival findet 2019 zum zweiten Mal in Leipzig statt. Bereits bei dessen Debüt im letzten Jahr wurden Klubnächte und Konzerte von Ausstellungen[1] sowie Diskursformaten ergänzt. Auch in der zweiten Ausgabe des Festivals soll wiederum eine solche Vorstellung von Interdisziplinarität im Zentrum stehen. Damit, so die Ausgangslage der Leipziger Veranstaltung, soll die Schnittstelle zwischen Klub und Gesellschaft genauer betrachtet werden. Etwas präziser wurde diese Schnittstelle von Sarah Ulrich in ihrem Festivalreview vom letzten Jahr gefasst: «[K]lubkultur ist zunehmend zu einem hoch referenziellen und definierten sozialen Bezugspunkt für Massenkultur insgesamt geworden.» Die Organisationsgruppe hinter dem Festival möchte diese Erkenntnis ernstnehmen und gewissermassen eine Vorbildfunktion an den fünf Tagen und vier Nächten wahrnehmen. Wenn schon Klubkultur immer mehr zur Referenz wird, so könnte die Idee salopp umformuliert werden, dann soll dort gemeinsam nach neuen, positiven Referenzen für die Massenkultur gesucht werden. Unter dem Titel «corpo_realities» sollen an dieser Schnittstelle während der zweiten Ausgaben des Balance Club / Culture Festivals Fragen nach Körperpolitik, Identitäten, deren Aneignung sowie damit zusammenhängende Ideen von Empowerment stehen.
Ein Blick in das Programm der Veranstaltung offenbart, dass mindestens die Ausgangslage für dieses Vorhaben des Festivals geschaffen wurde: Der erste Tag beginnt mit der Präsentation der Installation des Künstlerkollektivs Sexes (wo etwa auch Florian Meyer alias Don’t DJ [siehe zweikommasieben #13] dazugehört), welches sich gemäss einer Selbstbeschreibung in den eigenen Arbeiten auf das Verhältnis von Identität und Macht fokussiert. Darauf folgt am Mittwoch eine Klubnacht im Institut für Zukunft (IfZ), bei der etwa Juliana Huxtable und LSDXOXO DJ Sets präsentieren. Beide Musikerinnen beschäftigen sich seit einiger Zeit auch mit den oben skizzierten Fragen – sowohl in ihrer eigenen Musik als auch darüber hinaus. Am zweiten Festivaltag finden sich einige derjenigen Künstler und Musikerinnen an Vorträgen, Panels und Diskussionen wieder, die am vorhergehenden Abend auftraten. Ein solches bereits gang und gäbe erscheinende Diskursprogramm (das neben Kunst und Musik auch akademische Ansätze aufweist) wird beim Balance Club / Culture Festival noch mit weiteren Formaten ergänzt – etwa dem Workshop «Voguing for Beginners» am Freitag.
Während der Donnerstag komplett diesen diskursiven Formaten gewidmet ist und einzig rkss ein Konzert vortragen wird, folgen am Freitag und Samstag wiederum Klubnächte im IfZ einerseits sowie vier Konzerte am letzten Festivalabend im UT Connewitz andererseits. Zu den Highlights bei ersterem gehören Nkisi [siehe zweikommasieben #18] und Sentimental Rave: Sowohl die in London lebende Produzentin als auch die Pariserin definieren aktuell eine voll auf den Körper zielende, harte Tanzmusik und sollten sich hervorragend ergänzend. Der Konzertabend im UT Connewitz scheint hingegen in erster Linie eine Vielseitigkeit vermitteln zu wollen: Während Carla Dal Forno [siehe zweikommasieben #14] und Angel Ho zwei komplett verschiedene Ansätze von Pop darstellen (wobei insbesondere die Südafrikanerin die Fragen des Festivals aufgreift) stellen Lanark Artefax und Michela Pelusio zwei verschiedene Pole experimenteller Musik dar – der Brite verschreibt sich einer Post-Rave-Strömung während die Italienerin in Installationen Wahrnehmungsaspekte verhandelt.
Einen Abstecher zum Balance Club / Culture Festival nach Leipzig sei hiermit empfohlen. Für die Unentschlossenen sind womöglich kostenlose Tickets ein zusätzlicher Anreiz – und für alle anderen sind sie die Möglichkeit, ein paar Euros (oder Schweizer Franken) einzusparen. Um zwei der insgesamt vier Ticket zu gewinnen muss man nur folgendes Formular ausfüllen; die Glücklichen werden bis zum Ende der nächsten Woche (19.05.2019) informieren. Weitere Details zum Festival finden sich hier: http://balance.ifz.me/0
— Die Verlosung ist beendet —
[1] In einem Ausstellungsraum des Festivals war auch das in zweikommasieben #18 porträtierte Projekt I Dance Alone präsent.